Es ist die Nacht, die alles ändert. Versehentlich verkündet die DDR-Führung am 9. November 1989 um kurz vor 19 Uhr die Öffnung der Mauer. Diese unerwartete Nachricht wird in Fernsehen und Radio in Ost und West verbreitet. Schnell versammeln sich etwa 5.000 Menschen auf der Westseite des Brandenburger Tors. Um 21.03 Uhr wagt der Erste, die vier Meter dicke Betonmauer zu besteigen. Im Laufe des Abends werden es immer mehr. Auf der Ostseite halten DDR-Grenzsoldaten die Menschen bis 1 Uhr zurück, dann drängen hunderte Ost-Berliner zum Brandenburger Tor. "Auch wer nicht zu Emotionen neigt – dies ist ein unvergesslicher Moment. Wildfremde Menschen umarmen sich. Viele weinen. Wir spazieren durch die Durchgänge zwischen den Säulen, vor und zurück. Immer wieder. … Mancher streichelt den kalten Stein", erinnert sich ein West-Berliner Journalist.
Seit 1961 teilt eine tödliche Grenze Berlin. Sie verhindert, dass Menschen aus der DDR ins freie West-Berlin fliehen. Symbol für die Teilung ist 28 Jahre lang das Brandenburger Tor. Unerreichbar steht es zwischen Sperren und Wachtürmen. Bis zu jener Nacht.
Am 22. Dezember 1989 öffnen führende Politiker aus Ost und West offiziell das Tor. In der folgenden Silvesternacht stürmen Feiernde das Wahrzeichen der Stadt. Jugendliche holen die DDR-Flagge herunter und hissen die Deutschland- und die Europafahne. Das Bauwerk leidet unter dem Ansturm: Am nächsten Morgen fehlen sämtliche Blätter vom Lorbeerkranz der bronzenen Siegesgöttin auf dem Tor.
Ab 2000 wird das Tor gründlich renoviert und zwei Jahre später zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober feierlich wiedereröffnet. Fahren zunächst noch Autos und Motorräder durch das Brandenburger Tor, ist es seit der Sanierung für jeglichen motorisierten Verkehr gesperrt. So ist es zum frei zugänglichen Ort für alle geworden. Dabei hat sich die Kulisse enorm gewandelt, denn der Platz östlich des Brandenburger Tors wird ab den Neunzigerjahren unter anderem mit zwei Botschaften und einem Luxushotel wiederaufgebaut.
Heute ist das Brandenburger Tor ein Magnet für Menschen aus aller Welt, die das Wahrzeichen auf unzähligen Fotos festhalten. Sie feiern hier Silvester, den Tag der Deutschen Einheit oder empfangen die Fußballnationalmannschaft. Alles im Zeichen einer Geschichte, die glücklich endete. Heute ist das Brandenburger Tor ein Symbol der Deutschen Einheit.