Marschmusik erklingt, der Kran hebt das Kontrollhäuschen hinauf in den Berliner Himmel. Die Außenminister lächeln in die Kameras. Sie verhandeln in Ost-Berlin über die Vereinigung Deutschlands, es ist der 22. Juni 1990. Der Abbau der Grenze ist ein symbolischer Akt, um die Teilung Berlins für alle sichtbar zu beenden. Das tun sie an einem ganz besonderen Kontrollpunkt, dem Checkpoint Charlie. Hier passierten zuvor alliierte Soldaten, Diplomaten und ausländische Gäste die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin.
Nach der Wiedervereinigung wird der weltweit bekannte Grenzübergang nicht mehr gebraucht. Eine riesige Brachfläche mitten in der Stadt wartet auf ihre neue Bestimmung. Der Berliner Senat rechnet mit einem Wirtschafts- und Immobilienboom und bewilligt US-Investoren ein American Business Center mit fünf großen Bürogebäuden. Doch der Boom kommt nicht, nur drei Häuser werden gebaut, Pleiten folgen. Zwei Grundstücke bleiben leer, ein Insolvenzverwalter vermietet sie an Budenbesitzer. Sie verdienen gut an den immer zahlreicheren Touristinnen und Touristen, die auf der Suche nach der Mauer sind, aber kaum noch Spuren finden.
Im November 2004 errichtet das Haus am Checkpoint Charlie, ein privat geführtes Museum zur Mauer und zur Flucht aus der DDR, auf der Freifläche über tausend Kreuze, die für die Toten des DDR-Grenzregimes stehen. Sie bleiben dort bis Juli 2005. Viele Pressekommentare lehnen dieses sogenannte "Freiheitsmahnmal" als geschmacklos und unecht ab. Aber es entfacht eine Diskussion über das Gedenken an die Mauer. Die einhellige Meinung: Es wird zu wenig getan, die Erinnerung verblasst. Der Senat sucht daraufhin neue Lösungen und verabschiedet das "Gesamtkonzept Berliner Mauer". Es legt fest, dass eine neue Ausstellung am Checkpoint Charlie die weltweite Bedeutung des Kalten Krieges darlegen soll. Die Brachen verschwinden hinter Bauzäunen. Seit 2012 gibt es wechselnde Informationsangebote zum Kalten Krieg und zur Teilung Berlins.
Dann kommt der Boom doch noch, das Immobilien-Karussell nimmt wieder Fahrt auf. Ein neuer Investor plant auf der Brache ein Hotel, dazu Büros und Wohnungen sowie die behördlich vorgeschriebene Museumsfläche. Berlin debattiert ausführlich über diese Pläne. Der Senat lehnt sie Ende 2019 endgültig ab, einschließlich des Hotels. Fest steht jedoch, dass ein Museum am historischen Ort gebaut werden soll.