Auf einer anderen Kundgebung, die die CDU für den gleichen Tag an der Gedächtniskirche organisiert, ist die Stimmung ganz anders. Helmut Kohl erinnert sich, wie er den Tag nach dem Mauerfall in West-Berlin erlebt.
"Ich kam nach Berlin, in eine Situation, die völlig absurd war, weil der Streit zwischen meinen politischen Freunden und dem Senat dazu geführt hatte, dass der Senat am Schöneberger Rathaus eine Kundgebung einberufen hatte und die CDU ihrerseits eine viel größere Kundgebung, wie sich später dann herausstellt, in der Nähe der Gedächtniskirche auf dem Kurfürstendamm einberufen hatte. Und als wir dann auf dem Schöneberger Rathausbalkon standen, der Bürgermeister Momper, Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und ich, war ich im Mittelpunkt heftigster, aggressivster Reaktionen auf dem Platz. Das waren so 30.000 Leute. Aber das war die ganze linke Schickeria und zwar in der übelsten Weise, die Berlin aufzubieten hatte. Mein bloßes Erscheinen genügte, um zu wilden Protesten zu führen. In der Sache selbst ist da natürlich beinahe explosionsartig der Protest losgegangen, als ich von deutscher Einheit sprach, der wir nahe gekommen sind, als der Herr Momper ein unvergessliches Wort, ein schlimmes Wort, aussprach: Es geht nicht um Wiedervereinigung, sondern es geht um Wiedersehen."